Beobachtung

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Die Beobachtung ist der 1. Schritt im GfK-Prozess. Sie ist von der Bewertung zu trennen und getrennt zu halten und sollte möglichst objektiv sein.

Was kann man beobachten?

Ganz im Sinne einer wissenschaftlichen Vorgehensweise kann man Tatsachen beobachten, also das was jemand tut. Im Gegensatz dazu kann man keine Gedanken anderer Leute beobachten oder Absichten. Natürlich kann man die eigenen Gedanken beobachten. In der Phase der Selbsteinfühlung zählen die eigenen Gedanken also zu den beobachtbaren Tatsachen. In Bezug auf definierte Ereignisse kann man beobachten, ob sie stattfinden oder nicht. Man kann also sagen, ob ein bestimmter Geldbetrag bis zu einem Zeitpunkt von einer bestimmten Quelle eingegangen ist. Man kann nicht beobachten, dass jemand "zu spät" gekommen ist. Beobachtbar ist die Aussage, er würde um 12:00 kommen und das Eintreffen der Person um 12:30. "zu spät" ist eine mögliche Bewertung der beobachteten Situation. Wenn man die Verantwortung für die Bewertung übernimmt, wird sie zur beobachtbaren Tatsache: Ich beobachte, wie ich das Eintreffen 30 Minuten nach der angesagten Zeit als "zu spät" bewerte. Was ich beobachte, ist die Tatsache, dass ich etwas bewertet habe.

Warum kommt das Beobachten zuerst?

Im Konfliktfall ist es wichtig, eine gemeinsame Grundlage zu finden, von der ausgehend man den Konflikt erörtern und lösen kann. Die objektive Beobachtung dessen, was getan oder gelassen wurde, ist am ehesten etwas, auf das sich die Konfliktparteien einigen können. Dahingegen können die Konfliktparteien völlig unterschiedliche Gefühle haben, zu sehr unterschiedlichen Bewertungen und Interpretationen kommen. Auch die Werte, Ziele und Strategien können sehr unterschiedlich sein, sowie die Ansicht darüber, wer welche Bedürfnisse hat. Wäre man sich darüber einig, was es zu tun und zu lassen gibt, und wer das tun sollte, gäbe es keinen Konflikt.

Warum Beobachtung von Bewertung trennen?

Oft ist die Vermischung von Beobachtung und Bewertung die Ursache für die Entstehung von Konflikten. Wenn man diese Vermischung beibehält, bleibt der Konflikt unlösbar.

  • Selbstverantwortung: Es gehört zu den Prinzipien der GfK Verantwortung für die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Handlungen zu übernehmen. Das ist ein integraler Anteil der GfK, ohne den sie nicht funktioniert. Wenn man andere für die eigenen Gefühle und Gedanken verantwortlich macht, und sich selbst diese Verschiebung auch noch glaubt, gibt man von der eigenen Autonomie ab und vermindert so die eigene Handlungsfähigkeit. So schafft man Voraussetzungen für eine Ärgerkonstruktion anstatt einen Konflikt zu lösen.
  • Keinen Widerstand erzeugen: Ein wesentlicher Grund, warum die GfK so effizient ist, liegt darin, dass weniger Widerstand erzeugt wird. Nicht provozierter Widerstand muss auch nicht überwunden werden. Das macht den Unterschied zwischen einer wirtschaftlichen und einer unwirtschaftlichen Vorgehensweise aus, zwischen Erfolg und Niederlage. Wenn man dem Konfliktpartner gegenüber Bewertungen (die zumeist abwertend sind) in die Beobachtungen mischt, so wird das meistens als Angriff oder Schuldzuweisung aufgefasst. Die Vermischung von Beobachtung und Bewertung ist zwar oft ein unbewusster Vorgang, der dadurch beim Gegenüber erzeugte Widerstand aber auch. Dadurch verschiebt sich der Konflikt auf eine scheinbar irrationale Ebene und zeitigt Unterkonflikte wie die Hydra neue Köpfe.

Das eigene Bedürfnis als Ursache für subjektivierte Beobachtungen

Der Grund dafür, dass Menschen unabsichtlich Bewertungen und Interpretationen in ihre Beobachtungen mischen und es selbst dann nicht erkennen, wenn man sie ausdrücklich darauf hinweist, sind ihre eigenen verdrängten Bedürfnisse. (Im Gegensatz zu versagten bzw. unterdrückten Bedürfnisbefriedigung) Ein Bedürfnis zu verdrängen bedeutet, dem Unbewussten den Auftrag zu erteilen, die Existenz dieses eigenen Bedürfnisses nicht ins Bewusstsein kommen zu lassen. Das kann das Bedürfnis aber nicht daran hindern, bei dessen Unerfülltheit unangenehme Gefühle zu erzeugen. Lediglich werden diese Gefühle dann sehr unscharf wahrgenommen und auf jeden Fall falsch zugeordnet. Die Falschzuordnung kann dazu führen, dass man glaubt, es handele sich um andere eigene Bedürfnisse, die unerfüllt sind, was zu dysfunktionalen Abhilfeversuchen führt. Oder man glaubt, dass andere der Grund für die Entstehung dieser Gefühle sind. Das führt zu falschen Beschuldigungen und somit zu Konflikten. Diese Gefühle dennoch korrekt zuzuordnen bedeutet also, das eigene Unbewusste zu überlisten. Daher stammt auch die Ansicht von Jiddu Krishnamurti „Beobachtung und Bewertung voneinander getrennt zu halten, ist die höchste Form menschlicher Intelligenz“. Tatsächlich ist es keine Frage der Intelligenz. Bei intelligenteren Menschen ist nämlich auch das Unbewusste intelligenter. Der Kampf ist also auch dort ein ungleicher und geht grundsätzlich zugunsten des Unbewussten aus.

Wenn man vermeiden möchte, dass sich Bewertungen unbewusst in Beobachtungen mischen und diese verzerren, dann muss man mittels Psychohygiene die verdrängten Bedürfnissen aus dem eigenen Unbewussten befreien. Das erfordert keine besondere Intelligenz, sondern Verantwortungsbewusstsein, das Verlangen nach innerem und äußerem Frieden und eine geeignete Methode. Vertiefte GfK ist diese Methode. Man kann auch konventionelle GfK nutzen, um einzelne Konflikte zu lösen. Aber die Methode ist nicht nachhaltig.