GfK-Bitte: Unterschied zwischen den Versionen

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==Die Elemente der Bitte==
 
==Die Elemente der Bitte==
Es gibt die offiziell im Standardwerk erwähnten Elemente, die später von Rosenberg am Rande erwähnten Elemente und die von uns aus den Prinzipien der GfK im besonderen und der Logik einer Bitte im allgemeinen erschlossenen Elemente, insgesamt 10 Stück. Drei davon sind nicht formaler Natur sondern eine Haltung: Verbindungsabsicht, Freiwilligkeit und "Weihnachtsmann-Energie".  
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Es gibt die offiziell im Standardwerk erwähnten Elemente, die später von [[MBR|Rosenberg]] am Rande erwähnten Elemente und die von uns aus den [[Prinzipien der GfK]] im Besonderen und der Logik einer Bitte im Allgemeinen erschlossenen Elemente, insgesamt 10 Stück. Drei davon sind nicht formaler Natur sondern eine Haltung: Verbindungsabsicht, Freiwilligkeit und "Weihnachtsmann-Energie".  
  
 
===Offizielle Elemente ===
 
===Offizielle Elemente ===
 
* 1. '''Verbindungsabsicht''': Die primäre Absicht hinter Deiner Bitte soll nicht sein, andere dazu zu bringen, dass sie tun, was Du willst, sondern die Verbindung zu anderen zu vertiefen oder zu pflegen. Haltung
 
* 1. '''Verbindungsabsicht''': Die primäre Absicht hinter Deiner Bitte soll nicht sein, andere dazu zu bringen, dass sie tun, was Du willst, sondern die Verbindung zu anderen zu vertiefen oder zu pflegen. Haltung
* 2. '''Positiv formulieren''': insbesondere keine doppelten Verneinungen: "nicht schlecht reden" sondern "gut reden".
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* 2. '''Positiv formulieren''': Das benennen, was man will und nicht das, was man nicht will, insbesondere keine doppelten Verneinungen: "nicht schlecht reden" sondern "gut reden". Der Grund dafür, dass man sich [[positiv]] ausdrücken soll, liegt in der Funktionsweise des [[Unbewusste]]n.
 
* 3. '''"Handlungssprache"''', um konkrete Tätigkeiten bitten, nicht "sei nett", sondern "lächle".
 
* 3. '''"Handlungssprache"''', um konkrete Tätigkeiten bitten, nicht "sei nett", sondern "lächle".
* 4. '''Eindeutig und klar formulieren'''
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* 4. '''Eindeutig und klar formulieren''': nicht: "Sei doch mal spontan!", sondern: "Bitte mache einen Vorschlag, was wir heute Abend zusammen tun könnten."
 
* 5. '''Freiwilligkeit''': dem Gebetenen tatsächlich die Wahl lassen. Innere Haltung
 
* 5. '''Freiwilligkeit''': dem Gebetenen tatsächlich die Wahl lassen. Innere Haltung
  
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* 10. '''Imperativ''': "Ich bitte Dich, bring mir ein Glas Wasser!", nicht: "Würdest Du mir ein Glas Wasser bringen?" Keine Frage oder Konditional benutzen. Es muss nicht im engeren Sinne der Imperativ sein, sondern ihm entsprechen: "Ich bitte Dich, mir ein Glas Wasser zu bringen." Adhortativ tut's auch: "Ich bitte Dich, lass uns Essen gehen!". Eine Frage ist keine Bitte und ein Konditional stellt den Satz als Ganzes in Frage, impliziert eine ungenannte Bedingung, steht somit der 4. Eigenschaft der Eindeutigkeit unmittelbar im Weg.
 
* 10. '''Imperativ''': "Ich bitte Dich, bring mir ein Glas Wasser!", nicht: "Würdest Du mir ein Glas Wasser bringen?" Keine Frage oder Konditional benutzen. Es muss nicht im engeren Sinne der Imperativ sein, sondern ihm entsprechen: "Ich bitte Dich, mir ein Glas Wasser zu bringen." Adhortativ tut's auch: "Ich bitte Dich, lass uns Essen gehen!". Eine Frage ist keine Bitte und ein Konditional stellt den Satz als Ganzes in Frage, impliziert eine ungenannte Bedingung, steht somit der 4. Eigenschaft der Eindeutigkeit unmittelbar im Weg.
  
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==Unverzichtbare Elemente==
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Alle oben genannten Elemente tragen zum Gelingen bei, aber in unterschiedlichem Maße. Zwei dieser Elemente verdienen besondere Aufmerksamkeit, weil sie in besonders hohem Maße über Erfolg oder Misserfolg mitentscheiden:
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* Die '''Freiwilligkeit''', also die innere Haltung des Bittenden, dass der Gebetene die Freiheit der Entscheidung hat. Das macht den Unterschied aus, zwischen Bitte und Forderung. Zwanghafte Elemente, die bewusst oder unbewusst in die Bitte gemischt werden, reizen den Gebetenen zum Widerspruch, erzeugen [[Widerstand]]. Wenn das passiert, verkommen die anderen Elemente zu unbedeutendem Beiwerk. Zuerst muss man sich aber darüber im klaren sein, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass man dem Gebetenen die Freiheit zugestehen kann, die man selber nicht hat. Man muss sich also zuerst die eigenen Freiheitsgrade schaffen und bewusst machen. Z.B. kann man sich verdeutlichen, dass man wenigstens 2 Leute hat, die man um eine Sache bitten kann. Wenn Person A ablehnt, kann man immer noch Person B bitten. Mitunter ist es hilfreich, dem Gebetenen die Freiheitsgrade explizit zu nennen, damit auch er sich der Freiheit der Entscheidung klar bewusst wird.
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* Die '''[[positiv]]e Formulierung''', das Schaffen eines positiven Bildes. Das bedingt zuerst einmal, dass man sich selber darüber Klarheit verschafft, was man wirklich will. Das Auflösen doppelter Verneinungen ist oft schwerer als vermutet: "Ich will nicht gestört werden!" 'gestört' ist hier eine Verneinung, die es umzupolen gilt, damit man das 'nicht' raus-kürzen kann. Was ist die Negation von 'gestört'? 'ungestört' ist ein billiger semantischer Trick, der nicht zieht. "Lass mich bitte noch eine halbe Stunde schlafen!" ist positiv formuliert. Ein tieferer Grund für die positive Formulierung ist der, dass der Adressat der Bitte tatsächlich im Wesentlichen das [[Unbewusste]] des Gebetenen ist, weil hier ganz wesentlich darüber mitentschieden wird, ob einer Bitte entsprochen wird, oder nicht. Damit das Unbewusste die Bitte richtig verstehen kann, muss sie positiv formuliert werden, denn das Unbewusste arbeitet hauptsächlich mit Bildern. Jemanden stören, z.B. ihn wach-rütteln, ist ein Bild, dass das Unbewusste versteht. "nicht stören" ergibt aber kein "negativ"-Bild von stören. Das 'nicht' wird einfach ausgefiltert, weil es zum Bildinhalt nichts beiträgt. Was bleibt, ist die Erinnerung an ein Bild "wach-rütteln".
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==Siehe auch==
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* [[Datei:Uebung-Bitten formulieren.pdf]]
 
[[Kategorie:Bitte]]
 
[[Kategorie:Bitte]]

Version vom 12. Februar 2020, 01:39 Uhr

Die GfK-Bitte ist der 4. Schritt im GfK-Prozess

Die Elemente der Bitte

Es gibt die offiziell im Standardwerk erwähnten Elemente, die später von Rosenberg am Rande erwähnten Elemente und die von uns aus den Prinzipien der GfK im Besonderen und der Logik einer Bitte im Allgemeinen erschlossenen Elemente, insgesamt 10 Stück. Drei davon sind nicht formaler Natur sondern eine Haltung: Verbindungsabsicht, Freiwilligkeit und "Weihnachtsmann-Energie".

Offizielle Elemente

  • 1. Verbindungsabsicht: Die primäre Absicht hinter Deiner Bitte soll nicht sein, andere dazu zu bringen, dass sie tun, was Du willst, sondern die Verbindung zu anderen zu vertiefen oder zu pflegen. Haltung
  • 2. Positiv formulieren: Das benennen, was man will und nicht das, was man nicht will, insbesondere keine doppelten Verneinungen: "nicht schlecht reden" sondern "gut reden". Der Grund dafür, dass man sich positiv ausdrücken soll, liegt in der Funktionsweise des Unbewussten.
  • 3. "Handlungssprache", um konkrete Tätigkeiten bitten, nicht "sei nett", sondern "lächle".
  • 4. Eindeutig und klar formulieren: nicht: "Sei doch mal spontan!", sondern: "Bitte mache einen Vorschlag, was wir heute Abend zusammen tun könnten."
  • 5. Freiwilligkeit: dem Gebetenen tatsächlich die Wahl lassen. Innere Haltung

Spätere, beiläufig erwähne Elemente

  • 6. Gegenwartsbezogen: Ich bitte Dich, mir zu sagen, ob Du jetzt bereit bist, mir in einer Woche beim Umzug zu helfen." und nicht: "Ich bitte Dich, mir in einer Woche beim Umzug zu helfen." Dieser semantische "Trick" aus der Zukunft eine Gegenwart zu machen, wird in der GfK-Literatur zwar oft erwähnt, steht aber so nicht im "Handbuch".
  • 7. Weihnachtsmann-Energie*: Sei Dir Deines eigenen Wertes bewusst. Lade den anderen dazu ein, Dein Leben zu bereichern. Haltung *[Der leider übliche Begriff Energie wird beibehalten, obwohl Bewusstsein richtig ist.]

Von uns erschlossene Elemente

  • 8. Die Ich-Form: "Ich bitte Dich, mir ...", nicht: "Du wirst gebeten ...". Nicht "Ich" zu sagen, ist eine Vermeidung von Eigenverantwortung. Es ist aber ein Grundprinzip der GfK, die Verantwortung für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu übernehmen und sie nicht auf andere zu verschieben.
  • 9. Sage Bitte!: "Ich bitte Dich, ....", nicht: "Ich fände es gut, wenn Du ..."
  • 10. Imperativ: "Ich bitte Dich, bring mir ein Glas Wasser!", nicht: "Würdest Du mir ein Glas Wasser bringen?" Keine Frage oder Konditional benutzen. Es muss nicht im engeren Sinne der Imperativ sein, sondern ihm entsprechen: "Ich bitte Dich, mir ein Glas Wasser zu bringen." Adhortativ tut's auch: "Ich bitte Dich, lass uns Essen gehen!". Eine Frage ist keine Bitte und ein Konditional stellt den Satz als Ganzes in Frage, impliziert eine ungenannte Bedingung, steht somit der 4. Eigenschaft der Eindeutigkeit unmittelbar im Weg.

Unverzichtbare Elemente

Alle oben genannten Elemente tragen zum Gelingen bei, aber in unterschiedlichem Maße. Zwei dieser Elemente verdienen besondere Aufmerksamkeit, weil sie in besonders hohem Maße über Erfolg oder Misserfolg mitentscheiden:

  • Die Freiwilligkeit, also die innere Haltung des Bittenden, dass der Gebetene die Freiheit der Entscheidung hat. Das macht den Unterschied aus, zwischen Bitte und Forderung. Zwanghafte Elemente, die bewusst oder unbewusst in die Bitte gemischt werden, reizen den Gebetenen zum Widerspruch, erzeugen Widerstand. Wenn das passiert, verkommen die anderen Elemente zu unbedeutendem Beiwerk. Zuerst muss man sich aber darüber im klaren sein, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass man dem Gebetenen die Freiheit zugestehen kann, die man selber nicht hat. Man muss sich also zuerst die eigenen Freiheitsgrade schaffen und bewusst machen. Z.B. kann man sich verdeutlichen, dass man wenigstens 2 Leute hat, die man um eine Sache bitten kann. Wenn Person A ablehnt, kann man immer noch Person B bitten. Mitunter ist es hilfreich, dem Gebetenen die Freiheitsgrade explizit zu nennen, damit auch er sich der Freiheit der Entscheidung klar bewusst wird.
  • Die positive Formulierung, das Schaffen eines positiven Bildes. Das bedingt zuerst einmal, dass man sich selber darüber Klarheit verschafft, was man wirklich will. Das Auflösen doppelter Verneinungen ist oft schwerer als vermutet: "Ich will nicht gestört werden!" 'gestört' ist hier eine Verneinung, die es umzupolen gilt, damit man das 'nicht' raus-kürzen kann. Was ist die Negation von 'gestört'? 'ungestört' ist ein billiger semantischer Trick, der nicht zieht. "Lass mich bitte noch eine halbe Stunde schlafen!" ist positiv formuliert. Ein tieferer Grund für die positive Formulierung ist der, dass der Adressat der Bitte tatsächlich im Wesentlichen das Unbewusste des Gebetenen ist, weil hier ganz wesentlich darüber mitentschieden wird, ob einer Bitte entsprochen wird, oder nicht. Damit das Unbewusste die Bitte richtig verstehen kann, muss sie positiv formuliert werden, denn das Unbewusste arbeitet hauptsächlich mit Bildern. Jemanden stören, z.B. ihn wach-rütteln, ist ein Bild, dass das Unbewusste versteht. "nicht stören" ergibt aber kein "negativ"-Bild von stören. Das 'nicht' wird einfach ausgefiltert, weil es zum Bildinhalt nichts beiträgt. Was bleibt, ist die Erinnerung an ein Bild "wach-rütteln".

Siehe auch